Historie der Kirchengemeinde
St. Maria Magdalena
Die bis zum 1. Advent 2007 und somit 335 Jahre lang selbständige Pfarrgemeinde St. Maria Magdalena hat ihren Ursprung in der Horneburg (1332 Hornenborgh); diese war im 14. Jahrhundert Eigentum der Herren von Oer, die vermutlich um 1300 auf ihrer Burg eine Kapelle gründeten. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts besaß die Kapelle Tauf- und Traurecht. Mit der Verleihung des Begräbnisrechtes im Jahr 1670 vollzog sich die Trennung von Datteln St. Amandus. Das mittelalterliche Kirchspiel umfaßte nur die Freiheit Horneburg. Es unterstand zunächst dem Archidiakonat Dortmund, von 1621 bis 1823 dem Vestischen Kommissariat in Recklinghausen. 1899 wurde das Pfarrgebiet abgerundet durch Einpfarrung des südlichen Teils der Bauerschaft Erkenschwick aus dem Kirchspiel Recklinghausen St. Peter sowie Hagem und Rapen aus dem Kirchspiel Datteln St. Amandus.
Erkenschwick und der westliche Teil von Rapen kamen 1908 zum neuen Pfarrektorat Erkenschwick St. Josef. Der Hagemer Anteil wurde 1914 zunächst Meckinghoven und 1922 der neuen Pfarre Datteln St. Josef zugeordnet. Der vorgenannte grobe geschichtliche Abriss entstammt dem dreiteiligen Buch „Das Bistum Münster“ – Herausgeber 1993 war Werner Thissen, damals Generalvikar in Münster, heute emeritierter Erzbischof von Hamburg. Im III. Band wird auf jede einzelne Pfarrgemeinde eingegangen (Horneburg s. S. 213 u. 214).
Wenn heute allgemein von der Horneburger „Schlosskapelle“ gesprochen wird, so handelt es sich tatsächlich um die erste Pfarrkirche des Dorfes Horneburg aus dem Ende des 16. Jahrhunderts.
Wie an einigen anderen markanten historischen Punkten des Ortes hat der Heimatausschuss des Bürgerschützenvereins auch an unserer „alten Kirche“ die wichtigsten Jahreszahlen auf einer Zeittafel für jedermann zusammengestellt und in den „Historischen Pfad“ von Horneburg mit eingebunden. Urkundlich gesichert ist, dass es am 8. Januar des Jahres 1332 einen Pastor Engelbertus „dictus de Horneburg“ – „genannt (stammend) von Horneburg“ – gibt; zum Burgbereich gehört eine der hl. Maria Magdalena geweihte Kapelle. Unter dem schon erwähnten Regiment der Herren von Oer werden als Seelsorger für die Bewohner der Burgfreiheit ein Kaplan Bernhard (1350) und ein Pater Johannes (1390) erwähnt. 1431 wird die Horneburg mit Kapelle vom Erzbischof von Köln in Besitz genommen; 1580 wird die heutige alte Kirche erbaut. 1610 erhält sie pfarrherrliche Rechte unter Pfarrer Heinrich Berckhoff (1610-1650), der später auch Dechant und Vestischer Kommissar wird. Unter ihm wird die Kirche umgebaut und erweitert.
Zum Ende des Dreißigjährigen Krieges wird Horneburg 1646 zerstört – die Kirche bleibt erhalten, doch der Dachstuhl und die Pfarregister in der Pastorat verbrennen. 1650 beginnt Pfarrer Theodor Middelhof mit der Anlegung neuer Tauf-, Trau- und Sterberegister.1654 wird die Kirche zu einem zweijochigen Saalbau erweitert – ab dieser Zeit dient sie als Pfarrkirche. Bis 1780 werden die Verstorbenen an der Kirche bestattet; die Umfriedung ist noch auf einer Photografie vom Beginn des 20. Jh. zu sehen. 1672 erhält die Kirche uneingeschränkte Pfarrechte. Erst seit 1821 gehört Horneburg kirchlich zum Bistum Münster.
Schließt man zeitlich an die Ausführungen aus dem Buch „Das Bistum Münster“ an, gelangt man in die 1920er-Jahre zu Pastor Ludwig Kindermann, der am 18.12.1921 verstirbt; seine Grabstelle ist eine von bisher dreien der Priestergruft auf dem jetzigen Horneburger Friedhof. Mit seinem Nachfolger Pastor Anton Uekötter kommen wir zu dem Teil der Historie, der aufgrund von Zeitzeugen noch lebendig ist; gleiches gilt für die Personvon Pater Elgar M. Hagemann OP, der in Horneburg ab 1948 seelsorgerisch mitwirkt. Am 25. Juli 1954 empfängt Pallotiner-Pater Erwin Immekus die Priesterweihe; im gleichen Jahr beginnen die Vorarbeiten zur Seelsorge für Gläubige der russischen Sprache – diese Seelsorgetätigkeit wird im Jahre 1959 dann begründet. Am 19. Februar 1958 verstirbt Pfr. Uekötter; neuer Horneburger Pastor wird August Liedmeier, der aus Ibbenbüren kommend mit seiner Haushälterin Frl. Aenne Brinkkötter als Pfarrer Einzug hält. Verbürgt ist nach einer Ortsbesichtigung vor Amtsantritt seine Aussage ihr gegenüber: „Das Pfarrhaus ist ja größer als die Kirche.“
So wird dann von 1963 bis 1965 die neue Pfarrkirche erbaut (Weihetag 27. Juni). Mit dem neuen Kindergarten 1976 und dem Pfarrheim 1981 lässt Pfarrer Liedmeier rund um den Kirchturm ein regelrechtes „Pfarr-Zentrum“ entstehen – schließlich wird 1987 auch das 3er-Geläut der alten Kirche erneuert, welches jahrelang nicht mehr zu hören war. Dieses harmoniert nun mit den vier Glocken der neuen Kirche.
Im Jahr 1967 wird in die jetzt „alte“ Pfarrkirche eine Ikonostase eingebaut und der Kirchenraum byzantinisch umgestaltet – 1968 wird sie unter dem Patronat der russischen Erstmärtyrer Boris und Gleb Zentrum der Seelsorge für Gläubige der russischen Sprache. Pfarrer wird Pater Dr. Erwin Immekus (+1.1.2020); zur gleichen Zeit wird der Kirchenchor der hll. Boris und Gleb gegründet.
An jedem 1. Sonntag im Monat um 10.00 Uhr versammelt man sich zur Feier der Liturgie im Byzantinischen Ritus, den unser Ortspfarrer Dr. Heinrich Michael Knechten zelebriert. Dabei orientiert sich die Ostkirche an dem Julianischen Kalender – so feiert man z.B. im Jahr 2020 dort das Osterfest am 19. April, also 1 Woche nach dem unseren. Mitgenutzt wurde die alte Pfarrkirche bis in die 1980er-Jahre für Gottesdienste auch von der Evangelischen Gemeinde.
Seit je her war sie Ausgangspunkt unserer Lichtmessfeier, der Palmprozession, sie ist nach wie vor die 1. Station am Fronleichnamsfest sowie je nach Datum auch Ort des Wortgottesdienstes der jährlichen Flurprozession. 1992 emeritiert Pfr. Liedmeier (+7.9.1995) – Nachfolger werden zunächst Pfr. Werner Bordewick (+14.10.2005) und 1997 Prof. Dr. Seemampillai Joseph Emmanuel, der sich mit der Gemeinde St. Maria Magdalena schließlich auf den Weg zur Pfarreiengemeinschaft mit Henrichenburg und Meckinghoven macht.
Die eingangs erwähnte jahrhundertealte Verbindung von Kirche und damaliger Horne-Burg ist weiterhin vorhanden in der engen Beziehung zum heutigen Schloss Horneburg. So befindet sich seit 1965 in dem noch erhaltenen historischen Gebäudeteil ein Förderschulinternat in Trägerschaft des Caritasverbandes für die Diözese Münster e.V. Der ursprüngliche Auftrag dieses Internates bestand in der Integration von Spätaussiedler-Kindern; im Zuge dessen wurden auf dem Schlossgelände Ergänzungsbauten und an der Katholischen Grundschule, die leider 2009 geschlossen wird, ein weiteres Unterrichtsgebäude erstellt (dieses ist bereits abgerissen worden). Des Weiteren wurden Indochinaflüchtlings-Kinder und -Jugendliche aufgenommen; seit Beginn der 1990er-Jahre leben zunehmend Kinder und Jugendliche im Rahmen der Hilfe zur Erziehung im Förderschulinternat oder werden in Form von familienergänzender Betreuung im Tagesinternat unterstützt.
Unsere Kirchenpatronin – die heilige Maria Magdalena
(Namenstag und Patronatsfest der Kirche am 22. Juli)
Maria Magdalena ist nach der Gottesmutter eine der größten Frauen in der Kirche. „Apostelin der Apostel“ nannte sie der hl. Augustinus – der erste Ostermorgen war ihre größte Stunde. Die Frau aus dem Fischerdorf Magdala lernte Jesus bereits zu Beginn seines Wirkens kennen; er heilte die Geplagte, die sieben böse Geister seelisch verwüstet hatten.
Maria stammte offensichtlich aus vermögendem Hause, denn sie unterstützte Jesus finanziell. Mit einigen anderen Frauen folgte sie ihm von Galiläa nach Jerusalem; dort hielt sie schließlich mit diesen, der Gottesmutter und dem Jünger Johannes auch bis zuletzt unter dem Kreuz aus, als die anderen Jünger schon längst das Weite gesucht hatten… So begab sie sich auch am dritten Tage als erste frühmorgens zum Grab; dort erhielt sie den Auftrag, den Jüngern die frohe Botschaft von der Auferstehung Jesu zu verkünden (vgl. Mt 28, 1 / Mk 16, 9 / Lk 24, 10-11 / Joh 20, 1;11;17-18).
So ist der erste Apostel, welcher Zeugnis von der Auferstehung gibt, weder Johannes noch Petrus, sondern die Frau aus Magdala, eine Frau, die als solche im Orient vor Gericht nicht einmal zeugnisfähig war, deren Aussage wertlos gewesen wäre. Jesus ist sich selbst treu geblieben, auch in seiner Auferstehung: eine Frau ist die Apostelin der Apostel, sie ist die Urzeugin des Lebens geworden, die Urzeugin des großen Erbarmens Gottes. Seit den frühen Jahrhunderten des Christentums wird Maria Magdalena deshalb als große Heilige verehrt und um Fürbitte bei Gott angerufen.
©Johannes Frölich 26.03.2009, 30.03.2020
Quellen:
- „Das Bistum Münster“ – Band III – Verlag Regensberg Münster
- 1993 Bischöfliches Generalvikariat Münster
- Direktorium Bistum Münster
- Horneburger Dorfarchiv – www.borisogleb.de
- Förderschulinternat Schloss Horneburg
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